Das Ende naht …

Das Ende naht … 1024 682 Oliver Fecht

Jetzt ist es schon wieder Ende August. Die letzten fünf Tage sind angebrochen und wir begeben uns auf unsere letzte Etappe in den Norden. Vorbei kommen wir an Pingvellir: einem geschichtsträchtigen Ort der Isländer. Hier schufen die Wikinger bereits 930 n. Chr. das weltweit erste demokratische Parlament, das Alping. Von hier aus machen wir noch einen Abstecher auf die Vatusnaskahlbinsel. Hier gibt es nicht die nur zerklüfteten Hänge des Snafellsjökull zu erkunden, sondern auch zwei Anlaufpunkte für wahre Abenteurer: Abenteuer Nr. 1: „Das Grönlandhai-Museum“ in Bjarwköfn. Der Gestank welchen man gleich wahrnimmt, kommt von vergammelten Haifischen – genauer gesagt vom Grönlandhai. Dieser treibt sich in so kalten Regionen herum, sodass er vor lauter Kälte in sich selbst pinkeln muss. Geschmacklich darf man daher nicht allzu viel erwarten. In einem aufwendigen Verfahren versuchen die tapferen Fischer den Ammoniak zwar aus dem Fleisch zu bekommen (fermentierter Haifisch, trad. Isländische Speise), inwieweit dies aber gelingt darf jeder selbst beurteilen. So erhalten alle Museumsbesucher eine kleine Kostprobe der Spezialität. Manche sagen, sie schmeckt wie ein in Ammoniak getauchter Schwamm – sehr lecker.

In Djupalonsgandur wartetet dann Abenteuer Nr. 2: Am schwarzen Strand kann man sich mit einem Schnelltest zum Seemann ausbilden lassen. Wer zwei der vier Kraftsteine (23/54/100/154kg) in die Luft hieven kann ist an Bord. So einfach war früher die Personalauswahl.

Je interessanter der Ort des Aufenthaltes, umso schneller vergeht auch die Zeit für einen persönlich. Heute ist Samstag, den 30. August. Die Rückreise naht und so machen wir uns nochmal auf in den Norden nach Husavik, ganz getreu unseres „Kreuz und Quer über die Insel-Plans“. Dort gönnen wir uns noch eine Walbeobachtungstour. Auf dem Rückweg nach Seydisfördur genießen wir nochmal die Naturschönheiten dieser Insel, wie den Dettifoss-Wasserfall und die grandios ungeteerte Strasse 917.

Die kleinen bunten Holzhäuschen umgeben von schneebedeckten Bergen künden das Ende unserer Islandreise an. Wir sind zurück in Seydisfördur und die „Norröna“ der Smyril Line wartet schon auf uns. Was bleibt? Die Erkenntnis, dass Island viel zu schade ist, um dort „einfach nur so“ Urlaub zu machen. Es ist ein Land, welches sich der Reisende erarbeiten muss – und bei schlechtem Wetter sogar erkämpfen! Er muss sich auf schwieriges Gelände einstellen. Er muss erkunden, wo Schutzhütten liegen, wie man Flüsse durchquert und wo im vulkanischen Untergrund möglicherweise ein Zelthering halten könnte. Er muss die „Motorradtaschen“ mit Tütensuppen und Wasser füllen. Er muss seine Ausrüstung komplett imprägnieren und den Körper mit Funktionswäsche verschalen und er muss erkennen, dass er wiederkommen muss, da die Dinge hier nie so bleiben wie sie sind!

Wenn ich wiederkomme, werde ich nicht lange nach Worten suchen müssen. Ich werde mit Freuden als erstes die traditionelle Schwimmbadbegrüßung der Isländer sprechen, bei der man sich erst einmal für´s letzte nette Treffen bedankt.

In diesem Sinne sage ich jetzt schon in Gedanken:„Takk fyrir sidast“ – Danke für das letzte Mal!

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