Kleidung und Fahrerausrüstung

Kleidung und Fahrerausrüstung 1000 562 Michael

Bei Kleidung ist immer das Wichtigste, dass sie passt und man sich darin wohl fühlt. Ich habe nicht viele an meiner Reisekleidung verändert, aber zumindest Erfahrungen bei sehr unterschiedlichen Wetter- und Einsatzbedingungen gesammelt. Für alle, die mit Motorradfahren anfangen gibt es hier einen kurzen Überblick und eine Empfehlung unterhalb der Links:

Keines dieser Unternehmen oder Websites hat mit mir irgendein Geschäft gemacht. Ich habe keinen Vorteil durch die Verlinkung.

Motorrad-Anzug:

Wichtigste Fakten: Ein Motorradanzug kann nicht billig, wasserdicht und atmungsaktiv sein.

Mir sind aktuell 5 unterschiedliche Konstruktionskonzepte für Textilanzüge bekannt die sich erheblich in der Funktionalität unterscheiden.

Sommeranzüge ohne Membran gibt es permanent belüftet mit Mesheinsätzen und mit verschließbaren Lüftungsschlitzen. Sie bilden die günstigste Klasse und bieten ab 20°C den besten Komfort. Anzüge mit Mesheinsätzen sind unter 20°C oft schon zu kühl. Aufgrund der fehlenden Membran kann sie in der Regel auch jede Näherin reparieren.

Allroundanzüge mit herausnehmbarer Membran und meistens mit herausnehmbarem Thermofutter. Die berühmte eierlegende Wollmilchsau die nichts gar nicht aber auch nichts richtig kann. Aktuell das dominante Konzept. In der Regel kommt es konstruktionsbedingt bei fast allen zum Wassereinbruch im Bereich der Hüfte, weil die Membran das ablaufende Wasser in die Hose leitet. Das kommt aber erst vor wenn der Außenstoff komplett vollgesogen ist. Auf den meisten Bildern sieht man mich in einem dieser Allround Anzüge. Es ist ein Vanucci Okavango. Die meiste Zeit bin ich ohne die beiden Futter gefahren (quasi wie einen Sommeranzug) was den Nachteil hat das der Anzug zu weit ist und die Protektoren verrutschen. Gut ist das wie beim Sommeranzug auch der Anzug sehr leicht genäht werden kann.

Membrananzüge mit fester Membran die aber nicht an den Außenstoff laminiert ist. Meistens sind das spezielle Anzüge für Frühling, Spätherbst und Winter. Mit diesen Anzügen kommt man normal ohne Regenschutz aus. So war es zumindest bei meiner allerersten Motorradjacke. Allerdings saugt sich auch hier der Außenstoff voll Wasser und kühlt sehr stark. Im Sommer sind diese Anzüge aufgrund schlechter wen überhaupt vorhandener Lüftungsschlitze viel zu heiß. Die Reparatur ist bei so einem Anzug nicht mehr ohne weiteres möglich weil die Membran wieder versiegelt werden muss.

Goretex Pro Anzüge drängen jetzt langsam auf den Markt. Die Membran wird fest an den Außenstoff laminiert. Der Außenstoff kann sich nicht so stark vollsaugen wie bei den anderen Konstruktionsprinzipien und trocknet schneller wieder ab. Der kühlende Effekt ist dadurch verringert aber nicht weg. Über großzügige wasserdichte Reißverschlüsse wird meist auch eine sehr gute Belüftung erreicht. Die Reparaturfreundlichkeit ist auch hier nicht gegeben. Sommerliche Temperaturen sind so zwar erträglicher aber ab 25°C ist ein membranloser Anzug deutlich komfortabler. Seit Ostsee 2016 fahre ich einen solchen Anzug den Klim Overland.

Offroadanzüge setzen fast immer Protektorenshirt, Protektorenhose und Knieschützern voraus. Darüber trägt man eine Jacke, Jersey sowie eine Offroadhose. Die Belüftung steht klar im Vordergrund es gibt sie aber auch mit Membran. Die Abriebfestigkeit ist keinesfalls mit den oben genannten meist komplett aus Cordura hergestellten Anzügen zu vergleichen. Auf der Straße sind diese Anzüge daher fehl am Platz.

Was ist nun das Richtige?

Zum Start empfehle ich ein immer einen reinen Sommeranzug mit verschließbaren Lüftungsschlitzen ohne Membran. Der ist günstig und eine sinnvolle Ergänzung zu möglichen Zweitanzügen.  Man braucht einen separaten Regenschutz den man z.B. für den Allroundanzug auch gebraucht hätte. Mit dem Regenschutz kann man aber auch den Offroadanzug ergänzen oder den Membran- oder Goretex Pro Anzug wintertauglicher machen. Für die Übergangszeit greift man auf eine bessere Basisschicht aus Merino zurück. Im Idealfall ist das dann auch alles mit dem Preis eines Allroundanzugs abgedeckt und vielseitiger einsetzbar. Teurer wird es erst wenn man feststellt, dass man viel im Frühjahr, im Spätherbst oder im Winter fahren will. Dann macht es Sinn einen speziellen Winteranzug dazu zu kaufen.

Nur wer sehr viel fährt (10 000km+ pro Jahr) und das auch im Frühjahr, Spätherbst oder in regnerischen kühlen Ländern für den ist es sinnvoll das viele Geld für den Goretex Pro Anzug zu investieren. Für die überwiegenden Temperaturen von 15-25°C ist er ein guter Kompromiss. Hersteller dieser Anzüge sind soweit ich weiß, Stadler / Touratech, Rukka, Klim und Held. Problem ist, dass nur einige von ihnen genug Belüftung haben, um sie auch in heißen Bedingungen ab 25°C erträglich zu machen.

Wer ernsthaft Enduro fahren will kann sich die Membran gleich sparen. Sobald man mehr macht als Schotterstraßen zu fahren wird es immer körperlich anstrengend und Kühlung durch Fahrtwind hält sich in Grenzen. Für mich habe ich hier auch noch nicht die ideale Lösung gefunden deshalb gibt es auch keine Empfehlung.

 

Endurostiefel:

Wasserdicht ist ideal für Reisen auf Asphalt und Schotterstraßen. Unter harten Off-Road-Bedingungen ist die Atmungsaktivität zu gering und Wasser kann nicht herauslaufen wen es von oben hereinfließt. Nicht Wasserdichte Stiefel bieten meist eine bessere Sicherheit und aufgrund der besseren Atmungsaktivität ist der Komfort etwas höher. Vernünftig gehen kann man in Enduro Stiefeln sowieso nicht hier sind dann eher Touring Stiefel gefragt. Wenn Sie im Regen fahren und sich Pfützen nicht umgehen lassen, kann man wasserdichte Socken verwenden. Weil die Membran näher an der Haut ist, ist die Atmungsaktivität im Vergleich zu wasserdichten Stiefeln etwas besser. Wenn man Furten durchwatet lassen wasserdichte Socken das Wasser nicht so schnell von oben reinfließen wie wasserdichte Stiefel. Es ist ein kleiner Vorteil, aber man erreicht das Niveau für nasse Füße sehr schnell unter solchen Bedingungen. Ich kann es nicht empfehlen Wathosen zu verwenden. Es nervt total sie ständig zu wechseln und sie sind schnell durch die Fußrasten ruiniert. Sehr warhscheinlich fährt man dann auch nicht nur die Furt ohne Schutzkleidung. So war es zumindest bei uns während Island 2014.

Handschuhe:

Membran Handschuhe sind unter Sommer Bedingungen sehr schnell ruiniert. Der viele Schweiß sorgt dafür, dass die Verklebung zwischen Außenmaterial, Futter und Membran sich löst. Man braucht also in jedem Fall gut belüftet Sommerhandschuhe. Die kann man mit beheizten Griffen auch im Frühjahr und Herbst noch nutzen. Bei längeren Fahrten (6h+) im Dauerregen wird ein Membranhandschuh viel Wasser aufsaugen und durch die Bewegung der Hände sickert das Wasser langsam durch die Membran. Nicht zu verwechseln mit den häufigen Fehlern die Griffheizung einzuschalten oder den Regenschutz unter der Handschuhstulpe zu tragen. Für den durchschnittlichen Regen oder kalte Bedingungen funktionieren sie aber gut genug. Für die Extreme benötigt man wasserdichte Latex-Handschuhe um sie über den Normalen zu tragen. Meine 2 in 1 Handschuhe von Held sind ein akzeptabler Kompromiss. Für Touren würde ich aber einen Gore-Tex und einen kurze Sommer-Handschuh empfehlen.

Helm:

Am wichtigsten ist mir die Option eine Endurobrille zu tragen aber immer noch ein Visier als Backup zu haben. Im Sommer fahre ich die meiste Zeit mit Endurobrille. Im Falle eines kurzen Regens oder starker Staubentwicklung schließe ich das Visier und halte so meine Endurobrille sauber. Nur bei längerem Regen, Kälte oder schnellen Überführungsfahrten fahre ich ohne sie. Besonders in den Städten bietet eine Endurobrille viel mehr Lüftung, während sie trotzdem noch vor dem Straßen Schmutz schützt. Die Endurobrille ist deshalb ein wesentlicher Bestandteil meiner Ausrüstung. Wenn man einen Schirm hat braucht man eine Sonnenblende nur in den frühen Morgenstunden und am Abend, wenn man direkt in Richtung Sonne fährt. Ich bevorzuge den leichteren Helm ohne und verwende lieber eine Sonnenbrille oder ein zweites Glas für die Endurobrille.

Unterwäsche:

Membranen arbeiten nur mit einer synthetischen oder wollenen Unterwäsche und diese sind nicht nur deshalb die erste Wahl auf Reisen. Beide Materialien trocknen viel schneller und zumindest die synthetische Unterwäsche ist leichter. Meine T-Shirts sind auf Reisen alle synthetisch. Man sollte keine billige synthetische Kleidung kaufen. Meistens stinkt diese nach einem Tag und kratzt. Wenn ein synthetisches Shirt sich weich und flauschig anfühlt ist es höchstwahrscheinlich gut. Wenn es hart und rau anführt Finger weg. Merinowolle ist meine Wahl für Unterhosen, Socken und Thermoschichten. Merinosocken riechen nicht so schnell wie alle anderen. Auch nach 3 Tagen in Motorradstiefeln riechen sie noch erträglich. Meine Thermoschichten sind alle von Woolpower. Das Woolpower Ullfrotté ist eine erstaunliche Erfindung. Ich besitze Produkte in 200, 400 und 600g/m² Qualität. Die 200g/m² Shirts und langen Unterhosen reichen für die typischen Bedingungen auf dem Motorrad in der Übergangszeit oder für Winteraktivitäten. Gerade in den Extremen (Camping unter -10, Motorradfahren um 0 Grad) macht es Sinn, das 400g/m² Shirt und die langen Unterhosen noch darüber zu ziehen. Bei der 600 g/m² sprechen wir nicht mehr über die Basisschicht und Fleece oder Daunen bieten ein besseres Gewicht zu Isolierungsverhältnis. Diese Qualität macht nur Sinn bei Socken. Man sollte aber auch genug Platz in den Schuhen für sie haben.

Ich hoffe meine Ausführungen konnten ein wenig helfen ansonsten gibt es keinen Grund mit einem Kommentar zu zögern.

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