Vom Osten in den Südwesten

Vom Osten in den Südwesten 1920 1280 Oliver Fecht

Die nächsten Tage führen uns vom Osten in den Süden bis nach Vik. Immer wieder suchen wir uns die Nebenstraßen entlang der Fjorde. Denn wir können uns nicht an den endlosen, manchmal wilden oder auch sanften Wasserfällen entlang der Fjorde nicht satt sehen. Im Süden angekommen verzaubert uns der „Jokulsarlon“ mit seinem phantastischen Eiskulpturen. Glitzernde Gletscher und bedrohliche Berge säumen den 60 km langen Streckenabschnitt zwischen Skaftafell und der Lagune Jökulsarlon. Spektakuläre, leuchtend blaue Eisblöcke treiben auf der Gletscherlagune Jökulsarlon direkt neben der Ringstraße. Es lohnt sich hier ein paar Stunden zu verweilen. Diese Herrlichkeit wird auch nicht durch die vielen Touristen getrübt. Ist man erst einmal 500m am Seeufer entlang gelaufen, kann man die Ruhe, das mayestätische Treiben und den speziellen Sound der Eisberge auf dem Wasser genießen. Wir verlassen diesen Ort auf der Ringstraße entlang des riesigen Gletscherrings. Bei solchen Eismassen überrascht es auch nicht, dass wir auf einem Landgut mit eigenem Gletscher übernachten dürfen.

Kaum ein Volk dieser Erde ist so darauf versessen, jeden Sonnenstrahl zu nutzen. Da verwundet es auch nicht, wenn man ein Schild mit folgendem Inhalt an der Ladentür vorfindet: „Geschlossen wegen schönem WETTER!“. So passen wir uns dem isländischen Lebensrhythmus an und laden unsere Sonnenakkus im regenreichsten Ort in Vik wieder auf. Nach isländischem Volksglauben wurden hier auch unglücksselige Trolle von der Sonne erwischt und haben sich zu mystischen Felsnadeln verwandelt. Diese gibt es an einem der schönsten Strände zu sehen, welcher sich mit schwarzem Sand, weißer Gischt und todesmutigen Papageientauchern in Szene setzt.

Jetzt ist schon der 22. August und wir starten ein letztes Mal ins Landesinnere. Von Arnes aus geht es über die F208 nach Landmanalauga. Hier finde ich mich in Mitten von karamellfarbenen Rhyolit-Bergen, wohltuenden heißen Quellen, endlosen Lavaströmen und klaren blauen Seen wieder.

Im Kontrast dazu steht auch unser erster und einziger Ausflug in eine Stadt. Die nächsten Tage verbringen wir auf dem Camping Platz in Reykjavik. Die Stadt wirkt nicht gerade wie eine Hauptstadt. Ok, sie haben ein tolles Konzerthaus, ja auch eine grandiose Betonkirche und ein toller Stadtpark. Olympia ist hier zu Hause und es gibt ungefähr drei Touristenstraßen und diverse Museen. Diese sind aber schnell abgelaufen. Und dann? Mitbringsel schauen, Fisch oder Hammel essen, Bier trinken oder einfach ins Thermalbad gehen. Schwimmbäder sind für Isländer ein Kulturgut und stellen auch ein sozialer Treffpunkt und Ersatz für die Dorfkneipe um die Ecke dar. Diese sucht man dort vergebens. Die Alltagsgeschichten gehen hier nicht über die Bartheke, sondern werden gepflegt vom Beckenrand ausgetauscht. Dabei fällt auch Folgendes auf: Um so schlechter das Wetter, um so redseliger und lustiger wird es unter den Isländern. Wenn man also einen Wortkargen zum Sprechen bringen möchte, sollte man es nicht mit Alkohol versuchen, viel zu teuer! Stattdessen geht man bei richtig schlechtem Wetter in ein Bad. Das ganze wird auch „Spa-Diplomatie“ genannt. Wir selbst scheitern allerdings bei der Bäderauswahl. Die an der Westküste gelegene „Blauen Lagune“ ist zwar ein Touristenmagnet, aber für Einheimische daher eher uninteressant, sozusagen das Disneyland der Thermalbäder. Milchblaues Wasser im Lavabecken sorgen bei uns trotzdem für Entspannung.

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