Westfjorde

Westfjorde 1024 682 Oliver Fecht

Nach regenreichen Tagen lässt sich die Sonne zum ersten Mal blicken. Auf dem Weg über die 845 zum Godafoss (Wasserfall der Götter) bestaunen wir das kräftige grün der Landschaft, das strahlende blau des Himmel und das sanfte weis der schneebedeckten Gebirge. Dort nehmen wir uns viel Zeit. Lassen uns auf die Naturgewalt ein, entdecken Details und werden süchtig! Auch schön an zu schauen: unsere asiatischen Mitbürger, welche sich mit einer Drohne selber feiern und den Wasserfall, Wasserfall sein ließen. Auf der Fahrt geht es vom Norden in Richtung Westen. Die 186 km lange Strecke entlang der Tröllaskagi Küste (82/83 & 76) und der Vatnsnes Halbinsel ist für alle, die gerne eigene Wege gehen. Der Starkwind ermöglicht Schräglage beim Geradeausfahren. Auch die Schotterpiste 711 begeistert mit ihrem geschlängelten Wegen direkt am Ozean, den Seehunden welche sich am Strand in Entspanntheit üben und den schroffen Bergen und Heidelbeerwiesen. Wir fühlen uns beim Anblick dessen geradezu gezwungen am Straßenrand die nächste Piste zum Ozean zu nehmen und das Zelt dort aufzuschlagen. Campieren in einer verlassenen Bucht zwischen Islandpferden und ein paar Enten. Ein Verdauungsspaziergang führt uns an einem Campingbus vorbei. Es dauert nicht lange und Anita aus der Schweiz steht vor uns und lädt uns zum Aufwärmen und zum Plausch in den Bus ein. Jetzt ist es 23.15 Uhr. Der Blick geht raus in die Dämmerung auf die offene See.

Relativ entspannt begrüßt uns der Morgen. Das Zelt und ich haben Bodenhaftung bewiesen. Die Temperaturen liegen bei frischen 6 Grad und auch der Kaffee in Holvmavik kann mich nur mit Mühe erwärmen. Warm wird es mir erst wieder, als wir die 61 verlassen. Die Piste 635 führt zum Gletscher „Drangajökull“, vorbei an glitzernden schneebedeckten Hängen und azurblauem Wasser. Der Gravel ist gut befahrbar bis auf die letzten 500 m. Ich persönlich hätte ja da mein Motorrad abgestellt und hätte die Füße bemüht. Michael sucht allerdings mehr als ich die Herausforderung und pflügt durch die 2 Gewässer und mehrere Gesteinshalden bis zu einer kleinen Erhebung mit bestem Blick auf den Gletscher. „Hätte, hätte Motorradkette“ – springe über meinen eigenen Schatten – Hals über Kopf hinterher. Dem „Enduristen“ sei Dank für den Blick auf die Gletscherlandschaft. Im Zurück rauscht Michael dann aber mit etwas zu viel Optimismus durch einen Bach. Dabei bleibt er an einer Kante hängen und fliegt im Salto mortale übers Mopped. Im Nachhinein zwar sehenswert, aber in dem Moment nur schockierend. Ohne zu zögern, eile ich zur Hilfe.

Von Isafjördur fahren wir auf den holprigen und kurvenreichen Straße (632) in das Herz der Westfjorde. Diese sehen wie gigantische Hummerscheren aus. Im Norden erheben sich beeindruckende Steintürme und die unbefestigten Straßen winden sich durch die Küstenlinie, die von winzigen Fischerdörfern gesäumt wird, in den Süden. Und so durchfahren wir ein Fjord nach dem anderen. Am Ende des Tages haben wir in Korpudalur nicht nur ein Zimmer gefunden, nein wir haben ein ganzes Haus: mit Blick auf Berge mit Schnee, Pferden und Schafen – Idylle pur! „Hans“ und seine Frau haben das elterliche Haus zum Hostel umfunktioniert und so können wir hier eine schöne Zeit mit beiden verbringen. Der Islandschelm zaubert uns zum Abschluss ein umfangreiches Frühstück mit allem, was Wiese und Meer in Island hergeben. Auch gibt er immer wieder zum Besten, welche isländische Spezialitäten wir unbedingt probieren müssen. Das ist beim eingelegten Fisch so, wie auch bei der Rhabarber-„Sulta“ (Sülze) welche unbedingt mit „Skyr“, dem isländischen Ersatzprodukt zum Joghurt, probiert werden muss. Beim Trockenfisch steig ich dann allerdings aus!

Die Weiterfahrt auf der 60 über den “Kaldbakur“ ist fantastisch. Von hier oben haben wir einen tollen Blick über die Westfjorde. Der nächste Stopp ist „Latrabjorg“. Die Straße 612 führt vorbei an goldenen Stränden, eingerahmt von türkisfarbenem Wasser und die Leuchttürme kündigen den westlichsten Punkt Islands an. Hier befinden sich auch die bekannten Vogelklippen von Latrabjarg. Die spektakulären, zwischen 40 und 400m hohen Klippen erstrecken sich über eine Länge von 12 km. Im Frühsommer werden sie von nistenden Vögeln belagert.

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