American Loop – Western USA

American Loop – Western USA 1000 667 Michael

Bis Colorado ist die Route im zweiten Teil absolutes Chaos. Es warten viele Highlights Las Vegas, Valley of Fire, Grand Canyon, Zion usw. eine gerade Route wird da sekundär. In Colorado schließt sich Greg an. Gemeinsam geht es entlang des TAT weiter bis Oregon zur UnRally. Das kleine Treffen entpuppt sich als echtes Highlight und es wird viel Staub aufgewirbelt.

Süden - Sehenswürdigkeiten und Dreck

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Kreuz und Quer durch Californien

Der platte Reifen den ich mir in der Warteschlange der Grenzstation eingefahren habe ist schnell geflickt, aber meine Luftpumpe versagt. Interessanterweise ist es ein Mexikaner der mir hilft. Er spricht zwar kein Englisch aber das Problem ist recht offensichtlich. Er telefoniert und winkt mich zu einer Garage in der ein kleiner Kompressor steht. Ich bedanke mich und kurze Zeit später ist auch das Bike wieder flott. Das Tagesziel heißt Temcula dort ist das Büro des Motoz Reifen Importeuers in den USA. In Europa hört man noch nicht viel von diesen Reifen in Australien und den USA aber viel Gutes. Einen Versuch war es mir daher wert. Brian kannte ich noch von der Intermot leider ware er nicht da, aber ich wurde von Rafael freundlich empfangen. Das Foto von Brian und mir entstand später weil ich aufgrund von Verzögerungen nochmal vorbeigeschaut habe. Meine Wahl fällt auf den Desert HT ein klassisches Profil für Wüstenrallies. Die Montage darf ich freundlicherweise bei Mark durchführen, Facebook sei Dank für den Kontakt und Mark für die Gastfreundschaft. Wir wechseln auch gleich das Öl und reinigen den Luftfilter. Beim Bewundern seiner 701 fällt mit neben dem Anhänger den er dafür hat auch der Vorspannungsversteller von XTrig auf. Während ich den Nutzen des Anhängers im Sommer eher schwer nachvollziehen kann, muss ich dabei direkt an eine Lösung für Wintertreffen wie die Primus Rally denken. Jetzt und aktuell interessiert mich aber der XTrig. Ich habe einen Termin bei Racetech in zwei Tagen um das Shimsetting des hinteren Dämpfers anpassen zu lassen. Bei ESP ist dieser vorrätig also entschließe ich mich spontan dieses Teil abzuholen und miteinbauen zu lassen. Hätte ich gewusst was Racetech mir erklärt wäre ich gleich bei ESP geblieben. Man möchte dort den Orginalkolben durch das eigenentwickelte Goldvalve austauschen. Man führe keine Untersuchungen an Originalkomponenten durch und wisse daher nicht wie diese sich verhalten. Man wisse aber genau wie das Goldvalve abzustimmen sei. Meiner Meinung nach eine aktiven Methode zu Kundenbindung, weil außer ihnen keiner mehr weiß was der so abgestimmte Stoßdämpfer tut. Nicht unbedingt das was ich mir von einem zertifiziertem WP Servicepartner versprochen habe. Ein Anruf bei George von ESP und er stimmt zu mir zu helfen. Ich darf nicht nur den Stoßdämpfer selbst ausbauen, sondern auch dabei sein als er zerlegt wird. Das mir dann auch noch jedes Detail erklärt wird war ein echtes Highlight. Dankbar für die Hilfe an George und sein Team fahre ich weiter mit dem Ziel Las Vegas. Von Kalifornien habe ich nicht viel außer Highways gesehen, aber meine Motivation für den Staat ist nach vielen Staus und dem selbst angerichteten Chaos auch verbraucht.

Nevada - Stripclub, No thank you

Es dämmert auf dem Weg und wie gewünscht fahre ich durch die absolute Dunkelheit der Wüste nach Nevada, bis ein oranger Schimmer am Horizont mein Ziel ankündigt, Las Vegas. Die Lichter der Stadt faszinieren mich und so laufe ich begeistert mehrere Stunden entlang des Strips um die Lichterwelt in Fotos zu bannen. Die ständigen Angebote für Stripclubs nerven. Die Hotels verstecken einen Teil des Preises in Hotelgebühren um auf Booking.com eine besseres Ranking zu bekommen, wer schnell bucht bezahlt auch schnell zuviel. Raus aus der Stadt und endlich auf den TAT ist das Ziel des nächsten Tages. Den Hoover Damm kann ich aber nicht ignorieren und so schlage ich am Ende des Tages mein Zelt hinter einem Truckstop und noch nicht in freier Natur auf. Am nächsten Tag faszinieren mich erst die Sandstein Formationen des Valley of Fire, bevor ich dann am Virgin River endlich wieder im Sand spielen kann. Das nötige Tempo auf dem schmalen von Büschen eingefassten Pfad zu erreichen ist gar nicht ungefährlich. Als einmal überraschend die Büsche abreisen wird mir klar wie nahe ich bereits am Fluß bin. Während die Fahrt dort schon auf dem Motorrad anstrengend war konnte ich kaum glauben, als ich Eric dort mit dem Mountainbike traf. Die nötige Geschwindigkeit auf Sand ist mit Muskelkraft nicht zu erreichen und so verwundert es mich wenig, dass Eric sein Bike dort schieben muss. Faszinierend ist auch das minimalistische Gepäck, definitiv weniger als ich mir für die mehrmonatige Reise die er plant vorstellen kann. Was Eric unter seinem Instagram Account @dg.alfresco postet ist obwohl die professionelle Kameraausrüstung fehlt beeindruckend. Einen Besuch kann ich nur dringend empfehlen.

Utah - Frostbeulen statt Rampage

Mich zieht es weiter Richtung Utah, leider gibt es noch ein kleines Problem. Beim Ausbau des Federbeins bei ESP habe ich ein Winkelstück der Kraftstoffleitung abgebrochen und ohne dieses filigrane Plastikteil ist mein Hecktank nicht mehr wert wie ein Kanister. Bei Rocky Mountain ATV in Payson ist dieses Teil lagernd. 400km von meiner Position aber ohne zweiten Tank schaffe ich die geplante Route zum Grand Canyon nicht. Ätzend aber es bleibt keine Wahl und ich donnere auf dem Highway nach Payson. Der Umweg ist immerhin auch nicht völlig umsonst. Entlang der Route liegt der Bryce Canyon. Bei meiner Ankunft sind sämtliche Campingplätze überfüllt. Der Hinweis einer Dame das möglicherweise im National Forrest noch kostenlos gecampt werden kann, kommt mir reichlich unrealistisch vor. Aber dem ist so, mein Zelt steht fix und ich kann das Winkelstück ersetzen. Ein Mietcamper nähert sich meinem Platz und der Fahrer fragt mich ob er wohl wenden könne, wenn er tiefer in den Wald fährt. Ich habe keine Ahnung, biete aber an meinen viel zu großen Platz zu teilen. Die junge Familie stammt aus Frankreich und ich freue mich nicht nur wegen des kalten Biers über meine Nachbarn. Die Nacht war die kälteste der Reise. Leichter Frost auf Bike und Zelt, schnell in die Motorradkombi und Au Revoir zu meinen Nachbarn. Der heiße Kaffee und das Frühstück bei Subways kommen mir wie ein Festmahl vor.  Die Hodoos des Bryce Nationalpark sind definitv sehenswert und wer dort nicht in voller Motorradmontur steht, sollte auch wandern gehen. Ich begnüge mich mit Bildern an den Aussichtspunkten und ziehe weiter zum Zion National Park. Mein ursprünglicher Plan am Austragungsort der Red Bull Rampage mountainbiken zu gehen wird gleich mehrfach durchkreuzt. Es regnet und die Hotelpreise sind so astronomisch, dass ich mir keine der verfügbaren Unterkünfte leisten will. Auch die unbefestigten Straßen tragen alle den Hinweis „impassable when wet“ was nicht wirklich motiviert. Es bleibt keine große Wahl ich genieße die einfache Aussicht von der Straße und fahre weiter nach St. George um das Ende des Regens abzuwarten.

Arizona - Schlammschlacht am Grand Canyon

Zwei Tage in einem billigen Motel in den USA und man sieht die sozialen Abgründe die dieses Land hat klar. Schon allein deshalb will ich weiter zum Grand Canyon auch wenn das Wetter noch nicht ideal ist. Fehlentscheidung Nummer 1 an diesem Tag. Als ich dann noch einem TAT Track der als „more hard“ bezeichnet wir folge wird mir klar, das ist Fehlentscheidung Nummer 2. Mit fliegenden Lehmklumpen kündigt mein Vorderrad den Übergang von der senkrechten in die horizontale förmlich an. Am Ende muss ich das Motorrad abladen und Gepäck und Bike separat zurück zur Hauptroute bringen. Auch diese ist eigentlich eine Lehmpiste, die noch nicht abgetrocknet ist. Ein paar Autos haben allerdings die schmierige Oberschicht abgeräumt und in den Rinnen kann man einigermaßen gut fahren. Leider war dies nicht überall der Fall und bis ich zum Grand Canyon kam lag Mathilda noch mehrmals im Dreck und meine Motivation schwand minütlich. All das war aber am Toroweap Aussichtspunkt vergessen. Über eine Stunde hatte ich den Aussichtspunkt nur für mich und den Abend konnte ich außerhalb des Parks mit einem schönen Lagerfeuer beenden.

Der Antelope Canyon war mein nächstes Ziel und einer der vielen Orte der mich aufgrund der besonderen Lichtverhältnisse magisch anzieht. Die geführte Tour, ist keine Schnäppchen und von der Faszination, welche die Fotos versprechen spürt man nur einen Bruchteil. Trotzdem war dies ein lohnenswerter Stopp. Ich bleibe im Navajo Land und übernachte am Navajo National Monument und treffe dort die taffe deutsche Immigrantin Carola. Ihren Tipps Gooseneck Canyon und Valley of the Gods folge ich direkt nach durchqueren des Monument Valleys.

Norden - Neue Freunde und mehr als erwartet

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Colorado - Berge gestrichen

Die Lust am Sightseeing ist gestillt und mich zieht der TAT wieder magisch an. In dem kurzen Stück durch Utah befinde ich mich meist zwischen Feldern bevor ich in Colorado endlich schöne Berglandschaften sehen darf. Leider gab es sehr viel und lange Schnee weshalb mein einziges Highlight der Black Canyon des Gunnison River bleibt. Egal mein wichtigstes Ziel in Colorado war ohnehin Greg zu besuchen. Ich hatte nur beiläufig in der Husqvarna 701 Enduro Gruppe auf Facebook meine Reisepläne erwähnt und er hat mich direkt zu sich eingeladen. Das lag allerdings schon über ein Jahr zurück und nach vielen Social Media Posts war ich neugierig ihn und seine Frau Paige endlich kennenzulernen. Es war faszinierend wie gut der positive Eindruck der beiden den ich über ihre Social Media Posts hatte, auch in der Realität zutraf. Neun Tage bin ich bei den beiden geblieben und bin immer noch dankbar für die Gastfreundschaft. Greg zeigte mir direkt am zweiten Tag ein paar Single Trails und ich durfte seine KTM 450 EXC fahren. Ich wünschte das wäre in Deutschland so einfach. Am meisten beeindruckte mich aber, wie ihre Patchwork Familie in sich funktionierte. Paiges Tochter Charlotte leidet an Epilepsie und ist rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Diese bekommt sie nicht nur von ihrer Mutter, sondern wie selbstverständlich auch von ihren Geschwistern Chase und Max als auch von ihrem Stiefvater Greg. Auch die Tatsache, dass Greg von ihnen und ihrem leiblichen Vater voll akzeptiert wird beeindruckte mich. Es war unerwartet aber in der Tat hat mir diese Familie gezeigt, dass der klassische Weg der in meinem Umfeld dominiert nicht der Einzige ist. Ich bin dankbar für diese Lektion und sollte ich einmal Stiefvater werden, wisst ihr wer mir den Mut dazu gegeben hat. Genug des sentimentalen Geredes. Es wird Zeit wieder aufs Bike zu springen. Das nächste Ziel heißt UN-Rally und ich freue mich, dass Greg mich begleitet. Um James (siehe Big Bend im TexMex Bericht) zu können fahre ich allerdings bereits einen Tag vor Greg nach Denver. Ein schönes Wiedersehen, ein Einblick in die lokale Foodtruck und Craftsbierszene besiegeln meine Zeit in Colorado.

Wyoming - Ölpumpen, Höfe und endlose Weite

Am nächsten Morgen geht es weiter und nachdem in Morrison Greg wieder dazu gestoßen ist geht die Fahrt auch bald auf dem TAT weiter. Im ersten TAT Abschnitt sind wir in Wyoming unsere Zeit dort ist geradezu von Ereignislosigkeit gezeichnet. Die Schotterstraßen sind überwiegend kerzengerade und alles andere als knifflig.  Die einzigen Hinweise auf menschliche Existenz sind die Ölpumpen, Pferde, Rinder und gelegentlich ein paar Scheunen oder gar ein Hof. Das absolute Highlight stellt definitiv ein Campingplatz in Wyoming dar. Ausgeblichene Knochen von Schafen säumen das Lager, eine Herde Pferde grast auf dem gegenüberliegenden Hügel, unser Lagerfeuer brennt und der Sonnenuntergang zaubert wunderbare Farben an den leicht wolkigen Himmel.  So und nur so kommt richtiges Wild West Feeling auf. Zum Ende des Wyoming Teils (3:02) im USA Nord West Video gibt Greg mit der Drone einen Überblick über genau diesen Zeltplatz. Die Landschaft ändert sich aber rasch je näher wir an die Grenze zu Idaho kommen. Die Wyoming Range Bergkette die zwischen uns und Idaho steht stellt uns leider vor ein Problem. Auf der Smith Fork Road wartet ein Schneefeld auf uns und zwingt uns zu einem großen Umweg.

Idaho - Verrückte Auswüchse des Atomzeitalters

Als wir in Idaho endlich wieder entlang des TAT unterwegs sind nutzen wir die Gelegenheit auch gleich für ein paar Fahrfotos. Ich bin sehr dankbar, dass Greg hier die nötige Geduld mitbringt. Während Fahrselfies allein schon zeitaufwändig sind, sind sie es zu zweit erst recht. Am Abend wird unsere Geduld auch wieder mit einem richtig tollen Zeltplatz belohnt. Nach ein paar etwas anspruchsvolleren Kilometern campen wir im Craters of the Moon National Monument direkt neben Kings Bowl und der Eishöhle. Leider wurden beide schon vor Jahren geschlossen. Der Eingang zu Höhle ist unüberwindbar verschlossen für Kings Bowl galt dies nicht.  Plötzlich das Rasseln einer Klapperschlange und bei dem Satz den Greg macht dachte ich schon sie hat ihn erwischt. Zum Glück ist nicht passiert und ich bin erleichtert, dass diese Tiere auch einen Einheimischen so erschrecken können, ging es mir in Texas doch nicht anders. Während Greg am Krater oben wartet kann ich es mir nicht verkneifen hinab zu steigen muss aber zugeben, das Risiko stand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Immerhin Greg ging am nächsten Morgen ein Risiko ein, das im Verhältnis zum Nutzen stand. Eine große Steinplatte bot sich als Rampe an und der Sprung erlaubte ein paar coole Bilder. In der Kleinstadt Arco nahm unsere Reise dann aber eine überraschende Wendung. Durch einen zufälligen Smalltalk erfahre ich, dass sich der erste Atomreaktor der Welt ganz in der Nähe befindet. Im Gegensatz zu den meisten ist EBR1 komplett außer Betrieb, wurde dekontaminiert und in ein Museum verwandelt. Zu hören wie sorglos damals mit Radioaktivität umgegangen wurde war gerade zu erschreckend. Nahezu alle in EBR1 beschäftigten Personen wurden verstrahlt. Bedenkt man das dieser erst 1950 gebaut wurde wird klar, dass sich die Amerikaner beim Abwurf der Atombomben auf Japan nicht wirklich über die Konsequenzen des radioaktiven Fallouts bewusst waren. Wenn man sich dann außerhalb noch die riesigen Prototypen für atomar betriebene Flugzeugturbinen anschaut,  wird einem erste klar mit welchem Enthusiasmus die Kernenergie damals gesehen wurden. Wer mehr über EBR1 und und das ANP Programm erfahren will dem empfehle ich sich die englischen Wikipedia Artikel durchzulesen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Experimental_Breeder_Reactor_I

https://en.wikipedia.org/wiki/Aircraft_Nuclear_Propulsion

Nach diesem kurzen Ausflug in die Geschichte der Kernenergie folgen wir in Idaho noch ein wenig dem TAT bevor es weiter nach Oregon geht.

Oregon - Die Unrally, keine Rally aber auch kein normales Treffen

Nach einem kurzen Abschnitt über BLM Land (Öffentliches vom „Bureau of Land Management“ verwaltetes Land) erreichen wir auch bereits unser Ziel. Weil die UNRally aber erst am nächsten Tag beginnt und wir noch nicht bereit für so viel Trubel sind campen wir am 30km entfernten Mann Lake. Erster Schritt am nächsten Morgen Tanken. Die einzige Tankstelle im Umkreis von 100km ist in Fields. Viel verschlafener kann man sich ein Dorf kaum vorstellen, gäbe es die Tankstelle nicht gäbe es schlicht gar nichts. Der Ort liegt so abgelegen das sogar Flugzeuge auf der Straße landen um dort zu tanken. Kurz nach unserer Ankunft trifft ein Motorradfahrer auf einer KTM 640 Adventure ein. Ich liebe dieses Motorrad und der Smalltalk war quasi vorprogrammiert egal ob Mike wollte oder nicht 🙂 Bei einem gemeinsamen Frühstück stellte sich dann schnell heraus, dass wir aus demselben Grund hier waren. Mike war ebenfalls zur UNRally angereist, sein Angebot ihm über seine Lieblingsroute zum Treffen zu folgen lehnen wir dann aber doch ab. Die Beschreibung ein „Hauch von Dakar“ klingt nicht wie etwas was man mit unseren schwer beladenen Motorrädern  ausprobieren will. Im Anschluss an die langweilige Schotterstraße folgt die Fahrt über den Alvord Lake oder die Alvord Desert je nach Wasserstand mal das eine mal das Andere oder teils teils. Während man mit bis zu Tacho 160km/h über die verkrustete Oberfläche donnert stets der Fata Morgana entgegen kommt man schon ins Grübeln ob man wohl gleich doch im Schlamm landet. Zum Glück nicht, wir kommen wie gewünscht beim Treffen an und parken für die ersten Benzingespräche erstmal am „Hub“. Im Vergleich zu meinen bisherigen Treffen ist es schon etwas ungewohnt, dass sogar Sofas bereit stehen. Beim Erkunden des Lagers treffen wir auch Mike wieder und schlagen kurzerhand die Zelte neben seinem Anhänger auf. Nach und nach füllt sich das Camp und erinnert eher an eine Wagenburg als an ein Motorradtreffen. Was aus den Anhängern gerollt wird hat fast ausschließlich KTM Logos. Zweizylinder sind klar in der Minderheit es sind Sportenduros und Dualsports die hier das Bild dominieren. Warum ist das so? Zum einen bietet die USA deutlich mehr Möglichkeiten legal auf unbefestigten Wegen zu fahren als Europa und zum anderen ist alles viel weiter auseinander. Von unserem Standort ist es völlig egal in welche Richtung man fährt unter 300km kommt man in keine Stadt welche die 50.000 Einwohner Marke sprengt. Die meisten Teilnehmer kommen aus der Metropolregion um Portland was 600-700km entfernt ist. Man muss schon ehrlich sein und sagen, dass den meisten Europäern diese Anfahrtswege ungeachtet ob mit Auto oder Motorrad schon zu weit sind. Der Anhänger steht bei den meisten Amerikanern sowieso für den Wochenendausflug beladen zuhause. Gefühlt lebt der Amerikaner bei 10 Tagen Urlaub sowieso nur für das Wochenende. Von daher wundert und stört mich die Wagenburg auch wenig. Die Motorräder sammeln sich einfach am Hub und die Benzingespräche funktionieren ähnlich wie auf einem europäischen Treffen. Immerhin treffe ich auch ein bekanntes europäisches Gesicht wieder Roel von Mosko Moto. Ich bin ihm immer noch dankbar für diesen Tipp, ohne hätte ich dieses tolle Treffen definitiv verpasst.

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Mittlerweile ist auch Mikes Freund Mat eingetroffen und wir satteln die Bikes für die erste von insgesamt drei Ausfahrten. Die beiden kennen sich in der Region bestens aus und führten die Gruppe an allen 3 Tagen, Vielen Dank dafür! Die Landschaft um die Alvord Desert ist ein El Dorado für Endurofahrer und man versteht sofort warum Organisator Pete Day diesen Ort ausgewählt hat. Ein zweiter möglicher Grund zeigt sich dann am späteren Abend. Der Veranstaltungsort ist dem des Burning Man Festivals sehr ähnlich und man kann daher all die dort üblichen verrückten Gefährte wie den „Stuhl“ auch ein zweites Mal im Jahr nutzen. Am nächsten Morgen überrascht mich Greg damit seine Ankündigung wirklich wahrmachen zu wollen, er fährt früher zurück nach Colorado. Die gesamte Zeit hatte ich versucht ihn zu überreden zumindest einen Tag länger zu bleiben und den Zeitverlust bis zu einem leider fixen Termin über lange Marathon Etappen auszugleichen. Leider erfolglos aber ich versteh ihn. Der Abschied ist kurz, aber mir ist klar mir wird seine Gesellschaft fehlen. Immerhin bin ich nicht direkt wieder allein. Nach und nach treffen weitere Freunde von Mike und Mat ein. John und Martin begleiten uns auch gleich auf die zweite Ausfahrt während Bob erst bei der dritten Ausfahrt dabei ist.

Oregon - Zwangspause mit Überraschungen

Es tut gut so willkommen in einer fremden Umgebung zu sein. Dass die Amerikaner einfach nette Menschen sind bestätigt sich dann auch als ich mich in Schwierigkeiten bringe. Das Video endet mit einem Crash bei dem ich leider den Kühler meiner 701 zerstört habe. Mir ist nach wie vor unklar wo der Einschlag stattfand zu sehen war nichts, aber wenn der Kühler bis zu einem Sturz völlig in Ordnung war und unmittelbar danach leckt sind die Zusammenhänge ziemlich eindeutig. Zumindest passierte es am letzten Fahrtag und 2km vor dem Camp so dass es noch vertretbar war zurückzufahren. Mat bot direkt an, dass ich bei ihm auf einen Ersatzkühler warten könne und Martin hatte noch Platz auf seinem Anhänger und lieferte das Motorrad frei Haus. Vielen Dank an Martin nochmal an dieser Stelle! Die Notlösung den Kühler mit JB-Weld zu flicken und mit Wasser aufzufüllen konnte ich Dank der Hilfe der beiden daher vermeiden. Jetzt wisst ihr auch wie die Lücke im Track zwischen der Alvord Desert und Salem zustandekommt. Fünf Tage verbringe ich bei Mat. Mein Trost ist immerhin einmal wieder Zeit Fotos und Videos nachzubearbeiten. Am dritten Tag überraschte mich Mat mit einem Anruf. „Hol meine Beta RR200 und meine KTM450EXC aus der Garage, wir gehen eine Runde fahren.“ Ich bin zuvor noch nie einen Zweitakter im Dreck gefahren und die Wege im Shotgun OHV (=Off Highway Vehicle) System waren einfach nur klasse. Am besten in Erinnerung blieb mir der Moment als Mat fragte wo ich als nächstes Fahren wolle. Meine Antwort war egal Hauptsache nicht die Schwierigsten. Seine verwunderte Frage: „Wieso? Wir sind doch schon ein paar der Schwierigisten gefahren?“ Verursachte dann mindestens dieselbe Verwunderung bei mir, aber auch ziemlich viel Stolz. Ich bin Mat immer noch unendlich dankbar für die Gastfreundschaft und bin pessimistisch, dass es sehr wahrscheinlich die schönste Zwangspause auf meinen Reisen bleiben wird.

Oregon - Mehr Sand bitte

Zwei Highlights sind in Oregon noch offen. Der Verkehr in Portland war es definitiv nicht. Aber dort musste ich nun mal hin um meine neue Backcountry 40L Dufflebag abzuholen. Von außen ist das Versandlager von Mosko Moto nicht zu erkennen aber ich wurde von den Mitarbeitern bereits erwartet. Ein Fernreisender der seine Tasche selbst abholt ist offensichtlich nicht der Standard. Meine altes Ortlieb 50L Rack Pack ist bereits mehrfach geflickt und ich bin neugierig wie sich die wesentlich funktionalere Mosko Moto Tasche schlägt. Highlight Nummer 2 stammt von meinem Freund Sayan. Er hatte mir gesagt, dass es entlang der Küste diverse OHV Parks gibt, in denen man große Sanddünen befahren kann. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Man benötigt ein Fähnchen damit man in den Dünen besser gesehen werden kann und den OHV Sticker von Oregon. Zusammen mit dem Campingplatz kostet mich der Spaß also um die 60USD. Nachdem ich mein Bike in einem Parkplatz in dem auch zwei fifths Wheeler (Campinganhänger in Sattelaufliegerbauweise) Platz gefunden hätten geparkt habe und mein kleines zwei Personen Zelt aufgestellt hatte, ging es daran das Bike vorzubereiten. Gepäck runter, Luftdruck absenken und kleines Ritzel vorne. Dann ging es los. Ein wenig nervös war ich an der Auffahrt dann doch. Es ist nicht so das es Raum gibt die eigene Unfähigkeit zu verbergen, es ist genug Publikum dort das man damit amüsieren kann. Meine Patzer halten sich aber zum Glück in Grenzen nur als ich mich in einem Matschloch festfahre muss ich um Hilfe bitten. Mein Helfer merkt auch direkt an das dies ein ganz schön großes Motorrad für hier sei. An diesem Tag war ich auch der einzige der in diesem Terrain mit einem so großen Motorrad fuhr. Es dominieren Quads, dazwischen ein paar wenige Geländewagen und leichte Sportenduros. Stolz erfüllt und platt fahre ich nach etwa 3h zum Campingplatz zurück. Der Platz ist  komplett voll und mich wundert schon fast, dass niemand fragt ob ich meinen Platz teilen würde. Auf einem europäischen Campingplatz wäre die Fläche die mir zur Verfügung stand von mindestens 6 Zelten belegt. Am Ende passiert es doch, Mircea fragt ob er und sein Sohn dazu stoßen dürfen. Ich freue mich natürlich über die Gesellschaft, das angebotene Bier und das gemeinsame Feuer. Das Mircea aus Rumänien stammt und ebenfalls Maschinenbau Ingenieur ist liefert dann auch genug Gesprächsstoff um meinen letzten Abend in Oregon ausklingen zu lassen.

American Loop - Western USA

Washington - Auf den Spuren der Hoh

Warum wollte ich in den Olympic National Park? Klar weil es dort einen Hoh Fluss und einen Hoh Regenwald gibt. Wer das nicht versteht möge bitte das Impressum lesen. Ein paar witzige Fotos und Souvenirs sind aber nicht alles. Die riesigen Bäume und die Vegetation sind sehr beeindruckend. Ich halte im Park mehrfach an um trotz schwerer Motorradausrüstung ein paar tiefere Eindrücke zu bekommen. Über die Namensgeber die Hoh Indianer finde ich leider nicht heraus. Mit dem Tourismus um die nach ihnen benannten Orte scheinen sie nichts zu tun zu haben. Leider wird auch schnell klar warum es hier einen Regenwald gibt und warum die Gegend von den Amerikanern auch gerne „The North Wet“ genannt wird. Es regnet und als ich vor Jeremys Werkstatt in Tacoma stehe sogar in Strömen. Vom Motoz Desert HAT war ich so begeistert und gleichzeitig verwundert weil er 9.000km gehalten hat und noch Restprofil für min. 2000km da war. Ich musste ihn einfach nochmal testen und Jeremy hat den letzten in der gesamten USA für mich organisiert. Nach ein wenig Small Talk ist klar ich darf seine Rabaconda (eine Reifenmontiermaschine für Enduroreifen) testen. Dafür nicht am Boden Reifen zu wechseln kann man mich leicht begeistern und die Arbeit geht in der Tat deutlich leichter von der Hand. Es folgt mehr Small Talk und am Ende bringt es Jeremy einfach nicht übers Herz mich wieder raus in den kalten Regen zu schicken. Ich bin zum Abendessen eingeladen und darf die Nacht im Campinganhänger verbringen, was für ein Luxus. Nicht nur seine Frau Shay ist über den unerwarteten Besuch begeistert auch ihr Vogel hat in mir einen Freund gefunden. Den Moment als der kleine Kerl sich an mein Ohr schmust haben wir zwar nicht festgehalten, mit ein wenig Fantasie kann man sich das ja vorstellen. Der Abend wir lang, sehr lang und folglich verzögert sich meine Abreise bis in den Nachmittag. Ich bin den beiden sehr Dankbar für die Gastfreundschaft und kann euch JSpeedshop nur wärmstens empfehlen. Jeremy versteht sein Handwerk und bessere Beratung findet ihr nur sehr schwer. Mich zieht es unterdessen weiter nach Kanada, während es meinen Freund Frank den ich seit der Baja nicht mehr gesehen habe nach Süden zieht. Mit der Aussicht auf ein Wiedersehen auf Vancouver Island endet dieser Reiseabschnitt.

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